260101204
Ein verstreutes Erbe
Belagerungsbericht – Tag 3
Status: Schrecklich. Treffer heute: 17
(Dieser Abschnitt wurde hastig hingekritzelt)
Es ist nichts mehr da. Zerfetzt wie Zuckerwatte. Ihre Katapulte sind Teufelswerkzeuge. Verdorbenes Feuer, hellblau und verschwommen. Ein fauliger Gestank. Eine unbekannte Zahl. Zu viele. Angeführt von Vorgoth. Er kommt.
Schwere Stiefel. Hat Cadens Schädel zertrümmert. Unten verloren. Dreck und Schlamm. Alles rot. Eine Welle aus Stahl bahnt sich den Weg zum Marktplatz. Meine Brüder unten schreien. Kein Weg dorthin. Es ist laut. Die Schreie ... Ich kann das nicht ertragen. Bei den Göttern.
Bitte! Ich bin nur ein Knappe. Bitte lasst mir meinen Kopf.
Caden, es tut mir so leid.
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Seite 1
Die Eindringlinge haben den Platz eingenommen
Die Fußsoldaten müssen auf dem Weg zum Hafen sein. Sie nähern sich dem Tor, kein Zweifel. Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig auf meinen versteckten Dachboden geschafft. Ich kann sie von hier aus nicht sehen, aber ich höre sie. Ihr Herr, der Wächter des Nordens, singt. Sein Gesang klingt düster und unheilverkündend. Bewegt sich der Himmel draußen? Nein, das sind die Wolken! Ein nebliger Schleier mit Streifen aus blauem Licht. Was um alles in der Welt ...
Ich wage einen Blick. Ich kann es sehen. Das Kopfsteinpflaster reißt auf wie fauliges Fleisch. Er zieht seine Handschuhe aus. Bei den Erbauer, seine Hände. Sie sehen erfroren aus, tot. Wie konserviertes, fauliges Fleisch. Hebt er da etwas auf ...? Ich kann nichts sehen. Noch ein kleines Stückchen weiter ...
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Seite 2
Wir sind ausgesperrt
Die Bastarde haben die Tore zur inneren Stadt verschlossen. Wir Armen sollen hier jetzt wohl sterben! Das wird nicht helfen. Die Armee von Vorgoth wird sie schon in die Finger bekommen. Brennen sollen sie. Gormander soll Stahl fressen!
So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Ich bin zwar versteckt, aber ich habe immer noch diese verfluchte Krankheit vom letzten Winter. Wenn mein Körper mich jetzt im Stich lässt – wenn ich niese, wenn ich huste –, während die Nordlinge draußen herumschlendern, werden diese Abwasserkanäle mein Grab sein.
Ich zittere. Das ist nicht mein Schüttelfrost. Irgendetwas stimmt nicht. Hier ist ... hier weht Wind. Nein. Das ist Atem. Scharf wie eine Klinge. Ich kann nicht sehen, woher oder von wem er stammt.
Es ist in mir.
In meiner Kehle, so kalt ...
Es ist Säure. Es ist schlimmer. Schlimmer als die Kanalisation. Hilfe!
Es fühlt sich an wie der Winter ...
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Seite 3
Heute kehren wir zur Erde zurück
Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinen letzten Tagen noch einen Krieg – ja, eine Invasion – erleben würde.
Ich habe schon so viele begraben. Ich gestehe, dass mich das beruhigt. Ich begleite Menschen auf ihrer letzten Reise. So viele letzte Abschiede. Und heute ist meiner gekommen.
Die Nordarmee hat die Tore passiert. In der Burg finden wir keinen Unterschlupf ... Gormander hat alle Türen versperrt, alle Tore herabgelassen. Das wird die Horde nicht aufhalten. Sie werden einen Weg finden. Die Erbauer schützen uns, Miasma strömt hinein. Etwas tropft von oben herab.
Wenn das hier jemand findet, wenn jemand übrig ist ...
Ich möchte neben meiner Frau und meinem Sohn unter der alten Eiche begraben werden.
Lasst den Grabstein leer.
Ich habe nichts mehr zu sagen.
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Seite 4
Segel setzen
Wohin er auch geflohen ist, Gormander ist alleine. Oder bei einer anderen Kurtisane.
Die Stadt ist überrannt. Sie haben frühmorgens unsere Mauern niedergerissen und hüllen unsere Stadt nun in dicken, atemraubenden Nebel, dessen Farbe an Straußenfedern erinnert. Jetzt hocke ich hier – allein, zum ersten Mal seit Jahren. Wie ein kleines Mädchen.
Mein Herz flattert wie ein aufgeregter Kanarienvogel in seinem Käfig. Ich hätte weglaufen und mir ein Schiff besorgen sollen. Es vielleicht kapern können. Immerhin kann ich fechten und eine Karte lesen! Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
Ich könnte immer noch mit dem Blau des Meeres aufwachen und das Salz auf meiner Haut spüren. Meerjungfrauen sehen und laut an den Docks singen,! Ich will in einem Sturm enden, in einer Feuersbrunst, und nicht in einem einsamen kleinen Turm!
Lacht mich nicht aus. Ich fühle mich so klein.
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Seite 5